"Das billige Gas war wichtiger als die Freiheit"

Veranstaltungen mit dem Ukrainian Security and Cooperation Centre
Nachricht02.10.2023Dr. Constantin Groth / Thomas Nagel
Sanktionen und gute Geschäfte
Marc Köster

Von Juli bis September hat die Thomas-Dehler-Stiftung zusammen mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit drei Kooperationsveranstaltungen mit dem Ukrainian Security and Cooperation Centre (Kyjiw) (https://uscc.org.ua/en/) durchgeführt. In den Veranstaltungen, zu denen jeweils ein Vertreter des ukrainischen Thinktanks nach München gekommen war, wurden verschiedene Aspekte im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in den Blick genommen.

Sanktionen und gute Geschäfte

Wie wirksam sind die Sanktionen gegen Russland?

Diskutanten: Ulrich Lechte MdB (Außenpolitischer Sprecher der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag), Serhii Kuzan (Leiter des Ukrainian Security and Cooperation Centre und Berater des Verteidigungsministeriums der Ukraine), Moderation: Jean-Marie Magro (Journalist beim Bayerischen Rundfunk)

Sanktionen und gute Geschäfte

In der Veranstaltung diskutierten Ulrich Lechte und Serhii Kuzan über die seit 2014 verhängten Sanktionen gegen Russland, insbesondere über Kontrollmechanismen und Effektivität. Wären diese besser gewesen, wäre es laut Serhii Kuzan 2022 nicht zur Großoffensive Russlands gekommen. Weitere Themen waren unter anderem die Probleme mit dem Handel über Drittstaaten, die Rolle Deutschlands sowie ein Ausblick auf die künftigen Entwicklungen. „Deutschland hat eine führende Rolle in Europa, nicht nur bei den Waffenlieferungen, sondern auch bei den Wirtschaftssanktionen“, so Serhii Kuzan.

Die russische Kultur und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine

Diskussion über die Verflechtungen von Kultur und Politik in Zeiten des Krieges

Diskutanten: Prof. em. Dr. Heinrich Olschowsky (emeritierter Slawistik-Professor der Humboldt-Universität zu Berlin), Dr. Alina Ponypaliak (Mitarbeiterin am Ukrainian Security and Cooperation Centre in Kyjiw und Gastprofessorin an der Universität Leipzig), Moderation: Dr. Constantin Groth (Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Thomas-Dehler-Stiftung)

Die russische Kultur und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine

Welche Bezüge gibt es zwischen der russischen Kultur und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine? Heinrich Olschowsky und Alina Ponypaliak diskutierten über ganz unterschiedliche Aspekte, so zum Beispiel: die russische Kultur als Maske, die mit Literatur, Musik und Ballett von den grauenhaften Kriegsverbrechen, die die Russen in der Ukraine begangen haben, ablenken soll; die Rolle russischer Künstlerinnen und Künstler wie beispielsweise Anna Netrebko, die sich nicht scheute, für Wladimir Putin zu werben und mit einem Separatistenführer zu posieren, der auf der Sanktionsliste der EU stand; die russischen Literatur, wo man auch bei so bekannten Klassikern wie Puschkin, Dostojewski und Tolstoi immer wieder auf imperiale Vorstellungen und Chauvinismus gegenüber anderen Völkern stößt – Denkmuster, auf die Politiker wie Wladimir Putin und Dmitri Medwedew nur zu gerne rekurrieren und die im Volk verfangen.

Die russische Politik und der Donbas

Krieg, Desinformation – und das Desinteresse des Westens

Diskutanten: Till Mayer (Journalist und Kriegsfotograf), Kateryna Matey (Mitarbeiterin am Ukrainian Security and Cooperation Centre), Moderation: Dr. Constantin Groth (Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Thomas-Dehler-Stiftung)

Die russische Politik und der Donbas

Mit dem Donbas nahm die Veranstaltung eine Region in den Blick, in der Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine 2014 begann. Till Mayer berichtete in einem eindrucksvollen Bildvortrag von seinen zahlreichen Recherchereisen in den Donbas und schlug den Bogen zur aktuellen Situation in der Ukraine. In bewegenden Bildern zeigte er Einzelschicksale, etwa das von Jelena, die 15 Stunden vor dem entstandenen Foto ihren eigenen Sohn beerdigen musste. Der Krieg im Donbas blieb im Westen weitgehend unbeachtet, genauso wie die Anzeichen für den Überfall auf die gesamte Ukraine: „Das billige Gas war wichtiger als die Freiheit und das Leben von uns in der Ukraine“, so Kateryna Matey, die sich in ihrem Vortrag und in der Diskussion insbesondere dem Thema der russischen Desinformation widmete. Diese spielte im Krieg im Donbas eine wichtige Rolle und entfaltet auch heute ihre Wirkung.

Die Projekte und Bilder von Till Mayer finden Sie unter https://www.tillmayer.de/