Die Nürnberger Sicherheitstagung 2019

Vernetzte Sicherheit am Beispiel Mali
Nachricht01.07.2019Maik Schnierer & Ferdinand Knapp
Vortrag des Oberst Heisners
Interessierte Zuhörer verfolgen den Vortrag des Referenten Oberst HeisnerFerdinand Knapp // Thomas-Dehler-Stiftung

Zum Jubiläumsjahr der Thomas-Dehler-Stiftung sollte bei der diesjährigen Nürnberger Sicherheitstagung nicht etwa Russland, China oder der Iran das Thema bestimmen, sondern der westafrikanische Binnenstaat Mali. Ein Thema, welches von den Leitmedien nicht grade täglich aufgegriffen wird, obwohl sich die Bundesrepublik mithilfe der deutschen Bundeswehr an der UN-Friedensmission MINUSMA beteiligt.

Tag 1: Festvortrag und gemeinsames Abendessen im Nürnberger Rathaussaal

Eröffnet wurde die Sicherheitstagung im Festsaal des Nürnberger Rathauses mit dem Festvortrag von PD Dr. habil. Markus Kaim, welcher als Sicherheitsexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik tätig ist. Unter dem Titel: „Herausforderungen der Sicherheitspolitik: Wie neu sind die Bedrohungsszenarien?“ definierte Kaim die aktuellen Bedrohungszenarien und stellte sie in den Kontext bisheriger außen- und sicherheitspolitischer Konfliklösungen. 

Kaim ist der Auffassung, dass die Akteure, welche für die weltweite Sicherheitslage verantwortlich sind, historisch gesehen - abgesehen vom sogenannten islamischen Staat - die Gleichen sind. Die daraus resultierenden Bedrohungslagen sind also nicht neu, allerdings aber die Überforderung der Institutionen. Durch die Digitalisierung hat sich auch, wie etwa mithilfe von Cyberwar, die Art der Kriegsführung verändert, während herkömmliche Machtressourcen wie Atomwaffen bestehen bleiben. Die Dynamik und Kraft der europäischen Union, so Kaim, hat sich zurückentwickelt, während die Russlands und Chinas anscheinend hinzugewinnt. Den Klimawandel sieht Kaim per se nicht als Konfliktgegenstand, sehr wohl jedoch aber die Ressource Wasser. 

 

Dietmar Paun Oberst d. R. fasst die aktuelle Weltsicherheitslage in seinem Grußwort kurz zusammen. Der militärstrategische Lageplan des Pentagons des vergangenen Jahres unterscheide sich deutlich von dem von 2014: Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus ist zwar nach wie vor präsent, allerdings werde eine komplett neue internationale Bedrohungslage gezeichnet. Amerikas militärische Vormachtstellung schwindet, die Konkurrenz von Russland und China erlebe eine Renaissance. 

In einem Strategiepapier der EU bekam China das Label „Systemrivale“. Aber auch der Status der europäischen Union bröckelt. Von außen wird Europa als geopolitischer Schwächling eingestuft, und von innen wird es durch den Brexit und dem Erstarken von europakritischen bis feindliche Parteien geschwächt. All diese Aspekte sind für Paun ein wichtiger Grund, sicherheitspolitische Zusammenhänge zu klären. Nur wenn die Fakten und Risiken ausreichend diskutiert werden, lässt sich eine Akzeptanz für „oft unbequeme und teilweise schmerzhafte politische Entscheidungen“ erreichen. Deswegen sei er froh, dass es sicherheitspolitische Informationsveranstaltungen wie die Nürnberger Sicherheitstagung gäbe.