Impfgegner und Homöopathie in Zeiten von Corona

Zoom-Debatte mit Norbert Aust und Dominik Spitzer
Nachricht11.08.2020
Zoom-Meeting "Impfgegner und Homöopathie in Zeiten von Corona"
Das Online-Panel der VeranstaltungThomas-Dehler-Stiftung

Die Debatte um Homöopathie und alternative Medizin ist nicht neu, wird aber in diesen Tagen durch die Coronavirus-Pandemie neu befeuert. Während auf der einen Seite Virologen wie Popstars gefeiert werden, wächst auf der anderen Seite zunehmend die Skepsis an bewährten medizinischen Methoden und öffentlichen Institutionen. Die Referenten Spitzer und Aust stellen sich den Fragen der Moderatorin Andrea Kühme und der Fragen der Teilnehmer des Zoom-Meetings.

Dominik Spitzer ist bayerischer Landtagsabgeordneter der FDP und Facharzt der Allgemeinmedizin. Er weißt anfangs darauf hin, dass Krankheiten wie Polio und Pocken durch fleckendeckende Impfungen ausgerottet wurden. Eine möglicher Corona-Impfstoff jedoch würde laut Spitzer wohl auf freiwilliger Basis eingeführt werden, da dieser, sobald er verfügbar sei, nicht in ausreichender Menge vorhanden sein wird. Er stellt auch die Frage, wo wir heute ohne Impfungen wären.

Spitzer betont, dass Homöopathie nicht dasselbe wie Naturheilkunde sei. Viele Studien zur Homöopathie hielten der kritischen Prüfung nicht stand. Die Heilung durch Homöopathie ginge, so Spitzer, nicht über den Placebo-Effekt hinaus. Daher sollte diese nicht in Apotheken vertrieben werden, da sie kein Heilmittel sind.

Ein großes Problem der klassischen Medizin ist, dass die Pro-Kopf-Versorgung und daher das durchschnittliche Zeitpensum eines Arztes für seinen Patienten sinkt. Manche Patienten würden daher Heilpraktiker bevorzugen, da sich diese mehr Zeit und gelegentlich auch mehr Empathie für ihre Patienten entgegenbringen. 

Dr. Norbert Aust engagiert sich nach seiner aktiven Berufslaufbahn als Ingenieur gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern im Informationsnetzwerk Homöopathie. Er wirft die Frage auf, wieso diese Form der „Heilung“ in Deutschland so beliebt sei und beantwortet diese auch gleich: Hervorragendes Marketing. Es gäbe auch keine negativen Schlagzeilen. Entweder würden die Patienten von Heilpraktikern gesund und wenn dies nicht der Fall wäre, würden sie durch konventionelle Behandlung bei Ärzten wieder gesund werden.

Ein großes Problem der Impfgegnern sei für Aust deren Skeptizismus. Alles, was von öffentlichen Institutionen und von staatlicher Seite komme, werde hinterfragt, anstatt das eigene Wissen zu hinterfragen bzw. das, was man weiß, auf die Richtigkeit zu überprüfen.

Erschwärend für eine konstruktive Diskussion ist die Tatsache, dass die Behauptung Homöopathie wirke, einfacher getätigt ist, als der aufwendige und komplexe Gegenbeweis.

 

Das Coronavirus SARS-CoV-2 unter mikroskopischer Vergrößerung
Das Coronavirus SARS-CoV-2 unter mikroskopischer VergrößerungNIAID (Flickr) // CC BY 2.0

Und wie geht man mit nachweislichen Fake-News über das Corona-Virus um? Diese zur Strafe zu stellen, sei keine Lösung, so Spitzer. Man sollte sich jedoch schlicht auf seriöse Quellen im Internet und den gesunden Menschenverstand berufen. Diejenigen, die komplett das Vertrauen in Behörden und in die Wissenschaft verloren haben, seien nur schwer argumentativ zu überzeugen.

Zweifler an der Gefährlichkeit des Coronavirus wie beispielsweise Prof. Bhakdi sind schon zahlreich von seinen Virologen-Kollegen widerlegt worden, sagt Aust. Viele seiner Lösungen werden simplifiziert, seine Ansätze, das normale Leben weiterlaufen zu lassen, können nicht auf den Ist-Zustand der jetzigen Situation angewandet werden, so Spitzer.