„Religionsfreiheit ist keine Narrenfreiheit“

Islam: Ein Blick auf Geschichte und aktuelle Herausforderungen
Nachricht23.03.2023Thomas Nagel
Islam: Ein Blick auf Geschichte und aktuelle Herausforderungen
Thomas-Dehler-Stiftung

Auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und der Thomas-Dehler-Stiftung hat der Publizist und Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad sein jüngstes Buch im Rahmen eines Webtalks vorgestellt und die Thesen des Buches mit Linda Teuteberg MdB diskutiert.

In seinem Buch Islam: Eine kritische Geschichte analysiert Hamed Abdel-Samad die Geschichte des Islam, um zu zeigen, was Europa erwartet. Ob das mittelalterliche oder das aufgeklärte Europa, der Islam positionierte sich immer als Antithese. Er baute sein Reich auf den Trümmern des römischen Imperiums und sah sich als der legitime Anführer der Welt. Der Machtverlust, der mit dem Ende des Osmanischen Reiches einherging, hat daran nichts geändert. Heute kommen Muslime nach Europa nicht mehr als Eroberer, sondern als meist friedliche Migranten, doch der Islamismus wandert mit ein und will sein Projekt in Europa vollenden. Abdel-Samad warnt eindringlich: „Wir müssen über den Islam wieder reden, denn von seiner Zukunft hängt auch die Zukunft Europas ab.“

In der Veranstaltung stellte Abdel-Samad die Frage: „Warum engagieren sich die Europäer nicht mehr so vehement beim Kampf für die Freiheit?“ Es brauche, so der Publizist, eine öffentliche Debatte über den Islam, in der auch schmerzhafte Fragen gestellt werden müssten. „Die Diskussion muss wieder in die Mitte der Gesellschaft.“ Auf die Frage, ob er überrascht sei, dass sein Buch so erfolgreich ist, sagte Abdel-Samad, die deutsche Gesellschaft hätte das Thema Islam nicht vergessen. Es gebe Diskussionsbedarf, der Islam breite sich in der Gesellschaft aus, aber die Medien würden über das Thema weitgehend hinwegsehen.

Sei Appell lautete: „Wir müssen über Islamismus reden. Wo agieren Islamisten? Wie finanzieren sie sich? Islamisten verderben das Zusammenleben.“  Glaubensfreiheit sei ein hohes Gut und jeden Feind der Freiheit müsse man bestrafen. Aber Religionsfreiheit sei keine Narrenfreiheit.

Linda Teuteberg bedauerte, dass das Thema Islam nicht so ausführlich diskutiert werde, wie es notwendig sei. Viele Menschen hätten das Gefühl, dass es eine aufgeklärte Debatte geben müsse. Das Leben von Muslimen müsse erleichtert werden, gleichzeitig brauche es Wissen über den Islam und darüber, wie Islamisten Deutschland unterwandern. Bilder über Einschüchterungen bei Demonstrationen in Hamburg bewegen Linda Teuteberg sehr. Es brauche Respekt vor der Religion, aber auch die notwenige Kritik gegenüber der Religion.

Wie verhält man sich als Politikerin in der Diskussion, fragte der Journalist Abdul-Ahmad Rashid, der als Moderator durch die Veranstaltung führte. „Man muss sich der anspruchsvollen Aufgabe stellen, Probleme zu benennen, aber sich auch um eine respektvolle Ausdrucksweise bemühen“, sagte Linda Teuteberg.  Aber der mangelnde Respekt, eine mangelnde Loyalität gegenüber der Gesellschaft und gegenüber dem deutschen Rechtsstaat müsse nach ihrer Ansicht klar angesprochen werden. „Wir  müssen um der Integration und der Kinder willen darüber sprechen, dass das Grundgesetz gilt, nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch in Klassenzimmern und Gerichtssälen.“

Islam: Ein Blick auf Geschichte und aktuelle Herausforderungen

Die Gäste:

Hamed Abdel-Samad

ist ein ägyptisch-deutscher Politikwissenschaftler und Publizist. Als junger Mann verließ er seine Heimat Ägypten und ging 1995 nach Deutschland, wo er 25 Jahre lang blieb. Bis 2020 war er Mitglied der Deutschen Islam Konferenz. Er veröffentlichte zahlreiche Bestseller, in denen er sich äußerst kritisch mit dem Islam auseinandersetzt und vor den Gefahren des Islamismus warnt. Weil er von seinen Gegnern mit Todesdrohungen überzogen wurde, steht er bis heute unter Personenschutz der Polizei.

Linda Teuteberg MdB

ist Juristin, seit 2011 Mitglied des Bundesvorstandes der FDP und seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages. Die Brandenburgerin ist stellvertretende Vorsitzende von Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. sowie der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V.

Abdul-Ahmad Rashid

ist Journalist, Islamwissenschaftler und Muslim und seit Mai 2007 Mitglied der Redaktion Kirche und Leben ev., die zur ZDF-Hauptabteilung Kultur und Wissenschaft gehört. Er spricht fließend Arabisch und Persisch und will mit seiner journalistischen Arbeit zu einem besseren Verständnis des Islam in der westlichen Gesellschaft beitragen.