Der Preis der Freiheit. Eine Warnung an den Westen

Von
Daniela Busse
Der Preis der Freiheit

Buchvorstellung und Diskussion mit Hamed Abdel-Samad – moderiert von Rebecca Schönenbach

Was bedeutet Freiheit in einer Zeit, in der viele Menschen das Gefühl für sie zu verlieren scheinen? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Buchvorstellung „Der Preis der Freiheit“ mit Hamed Abdel-Samad. Der Autor macht deutlich: Freiheit ist untrennbar mit Verantwortung und Eigeninitiative verbunden. Sie erfordert, dass wir uns aktiv für die freiheitlich-demokratischen Grundwerte einsetzen.

In einer Demokratie darf alles in Frage gestellt werden – außer die Demokratie selbst, betont Abdel-Samad. Doch viele Bürgerinnen und Bürger fragen sich immer öfter, ob unser System noch in der Lage ist, zentrale Versprechen wie Sicherheit und Wohlstand zu gewährleisten. Der Blick auf scheinbar effiziente Diktaturen, in denen keine „lästigen“ Debatten geführt werden, scheint für manche verlockend.

Politischer Biedermeier als Problem

Klar ist: Die Sorgen und Ängste der Menschen müssen ernst genommen werden. Das darf keine Phrase sein. Zu oft tappen wir in die Falle, Ansichten zu moralisieren oder gar zu ignorieren. Menschen mit kritischen Stimmen werden nicht selten reflexhaft als „Nazi“, „Antisemit“ oder „Rassist“ abgestempelt und kategorisch nicht zugelassen. Ein zunehmend moralisierender Diskurs vergiftet aber den Dialog – das Herzstück einer funktionierenden Demokratie.

Menschen, die das Gefühl haben, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können, ziehen sich zurück. Die Folge: Ein politischer Biedermeier oder das gänzliche Abwenden von der Demokratie.  Die Verengung des Meinungskorridors treibt also die Menschen genau in Protestbewegungen, die auf Wut und Angst setzen. Tragfähige Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit bieten diese mitnichten, dafür aber schnelle und einfache Lösungen. So gefährden wir auf Dauer die Stabilität unserer Freiheit.

Freiheit erfordert Mut

Eine lebendige Demokratie muss mit Widersprüchen leben können. Sie braucht einen offenen Meinungsdiskurs, in dem nicht nur die eigene Ansicht Gehör findet. Nur so können wir das Vertrauen in die demokratischen Institutionen sichern. Freiheit erfordert Mut. Mut, sich aktiv einzubringen und die eigene Meinung zu vertreten. Aber auch Mut, andere Meinungen auszuhalten, selbst wenn sie unbequem sind, so der Autor: Die Zukunft unserer Demokratie liegt in den Händen von Menschen, die bereit sind, ihre Gesellschaft mitzugestalten und sich den Problemen und den Chancen zu stellen.

Freiheit ist kein Wunschkonzert

Für Abdel-Samad ist Freiheit kein Wunschkonzert, sondern vielmehr eine Werkstatt. Sie lebt von Debatten, Kompromissen, aber auch klaren Regeln. Und sie ist auch auf aktive Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Hamed Abdel-Samad fordert uns in seinem Buch auf, die Freiheit nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Denn so, wie sie bei jedem von uns beginnt, kann sie auch bei jedem von uns enden.

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