Verleihung des Thomas-Dehler-Preises 2024

Von
Dr. Constantin Groth
Thomas-Dehler-Preis

v. l. n. r. Dr. Marco Buschmann, Renate Will, Dr. Mirjam Zadoff, Thomas Hacker MdB, Dr. Wolfgang Heubisch | (c) Thomas-Dehler-Stiftung

Ein Liberaler, der zum Gewehr greift und damit zu einer Versammlung der SPD geht – nicht um mit Waffengewalt gegen die dort Versammelten vorzugehen, sondern um sie gegen ihre extremistischen Gegner zu verteidigen. Diese Szene aus dem Leben von Thomas Dehler ist legendär. In seinem Festvortrag anlässlich der Verleihung des Thomas-Dehler-Preises 2024 stellte sie Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann noch einmal heraus. Dehler sei immer streitbar gewesen, doch habe er die Meinung der demokratischen Mitbewerber immer respektiert. Hier könne er uns als Vorbild dienen. Mit Blick auf die aktuelle Situation in Deutschland und die Erfolge antidemokratischer und extremistischer Kräfte machte Buschmann den Anwesenden Mut und forderte gleichzeitig zum Handeln auf: Er verwies auf die Zeit, in der Dehler am Grundgesetz mitschrieb: ein moralisch bankrottes Land, Armut, Vergewaltigungen. Wenn in dieser Zeit Menschen die Kraft gefunden haben, für die Demokratie zu kämpfen, dann, so Buschmann, „sollte uns das erst recht gelingen“!

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Festrede des Bundesjustizministers | (c) Thomas-Dehler-Stiftung

Mit dem Thomas-Dehler-Preis 2024 wurde Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, ausgezeichnet. Der Festakt fand am 9. Juli im Münchner Künstlerhaus statt. In der Begründung für die Vergabe heißt es: „Dr. Mirjam Zadoff beschäftigt sich in herausragender Weise mit Erinnerungskulturen, neuen Formen der Vermittlung von Geschichte, sowie der Rolle von Museen als politische und demokratische Orte. Dabei betritt sie neue Wege der Vermittlungsarbeit, entwickelt innovative Konzepte der Museumspädagogik und schafft zeitgemäße Zugänge zur politisch-historischen Bildung. Frau Zadoff ist Botschafterin eines bunten, vielfältigen jüdischen Lebens und Vermittlerin jüdischer Kultur und Geschichte.“ Staatsminister a.D. Dr. Wolfgang Heubisch führte dies in seiner Laudatio weiter aus und lobte das Eintreten der Geehrten für den freiheitlichen Diskurs.

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(c) Thomas-Dehler-Stiftung

In ihrer Rede ging Mirjam Zadoff der Frage nach, was jüdische Identität und jüdische Erfahrung ausmache. Diese Frage stelle sich heute wieder neu: „Weil die Schutzräume kleiner werden, hierzulande und überall.“ Auch die Situation im lange so stabilen Deutschland habe sich verändert. In ihrem Fazit bestätigte Mirjam Zadoff die Ausführungen von Marco Buschmann: „Nun sind wir gefragt. Wir sind gefragt, neu zu denken, in Allianzen zu denken; diejenigen auszumachen in der demokratischen Mitte, mit denen wir die gleichen ethischen Vorstellungen teilen, mögen sie auch in anderen Parteien verortet sein oder andere Herkünfte haben. Unser gemeinsames Eintreten für den Erhalt dieser Demokratie ist es, was uns jetzt verbindet.“

Am Ende ihrer Rede machte auch sie den Anwesenden noch einmal Mut, als sie über ihre Eltern sprach und das, was sie ihr mitgegeben hätten: „Empathie und Menschlichkeit, und den Glauben daran, dass eine Veränderung – wenn nicht zum Guten, so doch zum Besseren – immer möglich ist.“

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Rede von Dr. Mirjam Zadoff | (c) Thomas-Dehler-Stiftung